Tirol: begehrt – Montafon: teuer. Das Magazin „Bellevue" und „Traumwohnungen.de" beweisen einen ungebrochenen Run auf Ferienimmobilien in Österreich.
Österreich kann sich praktisch nur selbst schlagen. Wer hierzulande nicht in Deutschland selbst oder auf Mallorca Urlaub machen will, den zieht es nach Österreich. Vor allem Tirol und das Salzburger Land sind hier gefragt. Eine kritische Analyse des Marktes zeigt aber auch: Wer mit Ferienimmobilien Rendite machen will, muss sich vor dem Kauf gut umhören.
Ferienimmobilien in Österreich: Jedes Jahr ein sattes Plus
2016 war ein gutes Jahr für den Tourismus in Österreich. Wie die Untersuchung der Fachzeitschrift „Bellevue" und die Internetseite „Traumferienwohnungen.de" in der jüngsten Ausgabe zeigt, ist die Nachfrage nach Ferienhäusern und Ferienwohnungen bei unseren südlichen Nachbarn ungebrochen. Die Autoren der Studie haben hierzu alle Anfragen an das Online-Ferienportal ausgewertet. Zwar verbringt demnach immer noch jeder zweite Deutsche seinen Urlaub im eigenen Land. Aber wenn es um Ferien im Ausland geht, liegt Österreich mit 7 % immerhin schon auf dem zweiten Platz – gleich nach dem Sieger Spanien. Und das ganz ohne Strand. Das sollte jedem zu denken geben, der darüber nachdenkt, selbst eine Ferienimmobilie zu kaufen. Man muss nur wissen, wo und natürlich auch: wie.
Ganz weit vorn: Tirol und das Salzburger Land
Tirol und das Salzburger Land besetzen die ersten vier Ränge der Top-Ten der Lieblingsdestinationen der Deutschen. Gold geht dabei an das Zillertal. Gleich danach kommt Vorarlberg. Die direkten Grenznachbarn haben also die Nase vorn. Ob es an der geographischen Nähe liegt, geht aus der Studie nicht direkt hervor. Tatsächlich ist aber die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im südlichen Kärnten deutlich höher als in der Grenznähe. Das dürfte für eine höhere Zahl von Kurzurlaubern sprechen. Aber auch für die ungebrochene Attraktivität der nördlichen Bundesländer. Was dagegen die Preise angeht, die man für eine Ferienimmobilie zu zahlen bereit ist, hat Montafon die Nase vorn. Hier berappen die bundesdeutschen Touristen im Durchschnitt 219 Euro pro Tag! Leider haben die Autoren der Studie die Differenz von Buchungen in den Winter- und Sommerferien nicht berücksichtigt. Man kann aber davon ausgehen, dass nur derjenige in die Renditezone kommt, der mit seiner Ferienwohnung sowohl im Sommer als auch im Winter ausreichend Gäste anzieht. Das könnte einer der Gründe sein, weswegen es die großen Städte bei der Auslastung der Ferienimmobilien nicht in die oberen Ränge schaffen. Zum Beispiel liegt die Hauptstadt Wien abgeschlagen auf dem zwanzigsten Platz.
Platz | Region | Anfragen 2016 | Aufenthalts-tage im Ø | Gäste/ Einheit | Preis/ Tag | Preise/ Woche |
1 | Zillertal/ Tirol | 17.849 | 7,14 | 4,32 | 82 | 675 |
2 | Zell am See – Pinzgau/ Salzburger Land | 14.095 | 7,35 | 4,07 | 110 | 905 |
3 | Kitzbüheler Alpen/ Tirol | 7.491 | 7,34 | 3,87 | 124 | 979 |
4 | Ski Amadé/ Salzburger Land | 5.889 | 7,18 | 4,27 | 121 | 859 |
5 | Kleinwalser Tal/ Vorarlberg | 5.604 | 6,64 | 3,02 | 106 | 733 |
6 | Reutte/ Tirol | 4.002 | 6,36 | 3,48 | 108 | 749 |
7 | Bregenzer Wald/ Vorarlberg | 3.884 | 6,38 | 4,17 | 115 | 778 |
8 | Salzkammergut/ Oberösterreich | 3.043 | 8,01 | 2,86 | 106 | 718 |
9 | Ötztal/ Tirol | 2.485 | 7,53 | 3,89 | 116 | 1.072 |
10 | Kaisergebirge/ Tirol | 2.339 | 7,64 | 3,62 | 123 | 888 |
11 | Tiroler Oberland/ Tirol | 2.273 | 7,50 | 3,70 | 150 | 1.239 |
12 | Klopeiner See/ Südkärnten/ Kärnten | 2.046 | 10,15 | 2,40 | 61 | 425 |
13 | Wörthersee/ Kärnten | 2.010 | 8,56 | 2,67 | 112 | 737 |
14 | Montafon/ Vorarlberg | 1.937 | 6,56 | 4,91 | 219 | 1.454 |
15 | Salzburg & Umgebung/ Salzburger Land | 1.709 | 7,72 | 2,76 | 115 | 839 |
16 | Innsbruck & Umgebung/ Tirol | 1.571 | 7,30 | 2,76 | 88 | 679 |
17 | Stubaital/ Tirol | 1.494 | 7,24 | 3,81 | 86 | 600 |
18 | Millstätter See/ Kärnten | 1.455 | 10,12 | 2,51 | 72 | 621 |
19 | Villach – Faaker See – Ossiacher See/ Kärnten | 1.431 | 9,28 | 2,68 | 68 | 713 |
20 | Wien/ Wien | 1.344 | 7,31 | 2,58 | 82 | 565 |
Österreich: Das teuerste Land nach Frankreich
Das Preisniveau von Ferienimmobilien in Österreich befindet sich auf einem durchaus hohen Niveau. Im Durchschnitt muss man in der Alpenrepublik 2.674 Euro für einen Quadratmeter einer Ferienimmobilie zahlen. Das ist im internationalen Vergleich immerhin der zweite Platz nach Frankreich! Hierbei gibt es natürlich extrem große Unterschiede. Eine Wohnung direkt am Wolfgangsee ist fast unerschwinglich, wo hingegen sie in anderen Regionen durchaus immer noch erschwinglich ist. Dabei sind die Preise allein in den letzten sechs Jahren noch einmal um 40 % gestiegen. Wer jetzt mit dem Gedanken spielt, sich eine Almhütte gleich an der Piste zu kaufen, darf immer noch auf eine Wertsteigerung spekulieren, muss aber mit einem hohen Einstiegspreis rechnen. Insofern sollte man sich gut überlegen, wo man kauft. Und was. Denn Österreich ist ein klassisches Land der Ferienwohnungen. Der Anteil der Vermietungen von Ferienwohnungen liegt bei über 70 %. Das ist ein deutlicher Unterschied zu anderen Ländern wie etwa Spanien, Holland oder den skandinavischen Ländern wie Schweden und Dänemark.
Die eigene Ferienimmobilie: Ein unübersichtlicher Markt braucht Experten
Österreich ist ein vielseitiges Land. Und was Ferienimmobilien angeht, sogar ein kunterbunter Flickenteppich. Jede Region ist anders. Und das gilt auch für die rechtlichen Rahmenbedingungen. Ob und wie man in einer Region eine Ferienimmobilie als Zweitwohnsitz erwerben kann oder nicht, entscheidet das einzelne Bundesland. In der Regel hat auch die Gemeinde ein Wörtchen mit zu reden. Der Grund dafür ist verständlich. Viele Orte haben Angst, dass ein Ferienhaus oder die Ferienwohnung die größte Zeit des Jahres leer steht. Deswegen gibt es gerade in den angesagten Regionen ein hohes Maß an Restriktionen, die vorschreiben, wie lange eine Ferienimmobilie an dritte vermietet werden muss. Die Missachtung solcher Regeln kann zu empfindlichen Geldbußen führen. Insofern ist die vorherige Konsultation eines kompetenten Spazialisten auf jeden Fall anzuraten. Aber auch was die mögliche Auslastung im Winter und im Sommer angeht, sollte man jemanden fragen, der sich auskennt. Eine Hauptsaison ist in der Regel nicht ausreichend, um eine Ferienimmobilie kostendeckend zu halten. Wer sich eine garantierte Rendite wünscht, sollte auf ein Modell wie das „Buy to let" zurückgreifen. Dies beinhaltet nicht nur eine Betreuung und Wartung der Wohnung, sondern auch einen Vermietungsservice, der gewisse Mieteinnahmen garantiert. So kann man unter Umständen auf eine Rendite von bis zu 5 % kommen. Aber Rendite hin oder her, das Bauchgefühl muss stimmen. Schließlich will die eigene Familie in Österreich auch selbst gerne Urlaub machen: Die Ferienimmobilie erfüllt in erster Linie Träume – und nicht das Bedürfnis nach finanzieller Sicherheit.
Bildquelle: Salzburger Land Tourismus GmbH